Im Zuge meiner Facharbeit (vorwissenschaftliche Arbeit, die Abiturienten im guten G9 in Bayern erstellen müssen) habe ich mich vor gut einem Jahr mit Datenschutz im Allgemeinen und Datenschutz bei Google beschäftigt. Damals sah es so aus, als ob Google die Datenschutzvorgaben für Street View einhalten könne und die Datenschutzbeauftragten mit der Vereinbarung zufrieden waren. Doch heute gibt es an Google mehr Kritik als vor einem Jahr. Die Diskussionen rund um Street View werden aber sowohl von der Presse als auch der Politik aus meiner Sicht recht einseitig geführt. Erst seit dem Wochenende berichten auch größere Medien von Street View ähnlichen Diensten in Deutschland.
Einiges was Google gemacht hat, war sicherlich falsch. Als Beispiel sei hier die Sache mit der Aufzeichung von WLAN-Daten genannt. Aber auch hier wird die Debatte falsch geführt. Daten wurden aus öffentlichen und unverschlüsselten Netzwerken aufgezeichnet, was auch jeder andere mit vermutlich wenig Aufwand machen könnte. Kriminelle könnten die Daten dann auch zu Geld machen. Dies zeigt auf der anderen Seite aber auch, dass bei Google ganz normale Menschen arbeiten und zum Wesen Mensch gehört es eben auch Fehler zu machen.
Häufig lese ich in Kommentaren im GWB, dass die Datenschützer keine Ahnung von Street View oder ähnlichem haben. Diesen Eindruck konnte zumindest Herr Caspar (Datenschützer von Hamburg) mir in einem Telefonat widerlegen. Ich bin mir sicher, dass auch die anderen 15 Datenschützer der Bundesländer Ahnung haben was Street View ist.
Der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, sagte heute in Kiel: „Die Arroganz eines Unternehmens namens Google und die Ignoranz für Grundrechte – das kann so nicht weitergehen.“ An dieser Aussage mag etwas dran sein, aber man sollte sich auch mal fragen, warum Google in Deutschland über 90% Marktanteil hat. Liegt es an daran, dass die Leute keine Alternativen kennen? Die Alternativen schlecht sind? Google einfach genau das liefert was der Nutzer will?
Bereits in meiner Facharbeit schrieb ich im letzten Punkt, dass es dieses Problem bzw. ein sehr ähnliches auch ohne Google geben würde. Um für einen bessern Datenschutz zu Sorgen reicht es nicht aus die Gesetze zu ändern oder Unternehmen anzuprangen. Viel mehr müsste die Presse neutral die Funktionsweise von Suchmaschinen, Street View und Co. erklären. Ohne Daten funktioniert das Internet nicht und sollte jetzt zum Beispiel die Politik einer Suchmaschine verbieten einen Log anzulegen, dann würde sich meiner Meinung nach langfristig die Qualität der Suchergebnisse verschlechtern. Angenommen, es wird nur einem Anbieter untersagt, würde sich der Markt dann eine neue Suchmaschine finden. Auch hier wird es dann sicherlich das Problem geben.
Viel mehr müssen alle Bürgerinnen und Bürger in Deutschland lernen, wie man seine Privatsphäre schützen kann und dass nicht jeder, der Daten erhebt damit etwas böses machen will. Viele Menschen geben zum Beispiel am Telefon ihre Kontodaten weiter, wenn angebliche Verbraucherschützer um Bestätigung fragen. Daten über Einkommen, Geburtsdatum, Anschrift und ähnliches geben viele Menschen auch an wenn es angeblich ein Auto zu gewinnen gibt. Menschen müssen vorsichtiger mit ihrem Daten umgehen. Viele werfen in ihre Papiertonne wichtige Unterlagen mit vertraulichen Daten wie Lohnabrechnungen, Kontoauszüge, Zahlungserinnerungen und ähnliches.
Achtet der Skeptische besser auf seine Daten, dann wird sich auch etwas ändern und möglicherweise zu mehr Transparenz bei Unternehmen führen. Um den Datenschutz noch einmal einen besondern Schutz zu geben, könnte man ihn ins Grundgesetz aufnehmen, mehrere Versuche sind aber dazu schon gescheitert. Aktuell leitet sich die Informationelle Selbstbestimmung nur aus dem Artikel 2 GG in Verbindung mit Artikel 1 ab.
PS: Klar sehe ich Datenschutz als richtig und teilweise auch als wichtig an. Eine Hausfassade ist streng genommen eine Sache und hat daher kein Recht auf Privatsphäre.
Kann man denn deine Facharbeit mal zu lesen bekommen? Mich nervt auch die einseitige und plakative Berichterstattung in den Medien. Entweder pro oder contra. Übrigens Herr Caspar macht da aber nach dem was ich gesehen habe leider keine Ausnahme.
Matze
die Facharbeit behandelt lediglich den Stand bis Mitte Januar 2010, bis dahin hat es eigentlich noch recht gut für Street View ausgesehen.